Das NABU-Feuchtbiotop „Wiesbrunnen“

Das Ammertal zwischen Unterjesingen und Tübingen ist ein ursprüngliches Niedermoor. In den 1930er Jahren, als das Tal nahezu ausschließlich landwirtschaftlich genutzt wurde, gab es großflächige Entwässerungsmaßnahmen mit Gräben und Drainagen, um die landwirtschaftliche Nutzung zu verbessern. Das Gebiet blieb dennoch ausreichend feucht und bot mit der typisch schwäbischen, sehr kleinteiligen Nutzung einen idealen Lebensraum für viele heute bedrohte oder stark gefährdete Tierarten. Dazu gehören zum Beispiel der Kiebitz, das Braunkehlchen, die Bekassine, die Wechselkröte, der Laubfrosch oder die Schmale Windelschnecke.  Im Jahr 1979 kaufte der NABU Rottenburg (damals noch Deutscher Bund für Vogelschutz) eine Fläche im Gewann „Wiesbrunnen“, welche auf der Gemarkung Rottenburg liegt. In den 80er Jahren wurden die Flächen von der Ortsgruppe Rottenburg dem NABU Tübingen übergeben. Wie es dann weiterging lesen Sie hier.

Wiesbrunnen bei Unterjesingen (Bild: Andreij Stein)
Wiesbrunnen bei Unterjesingen (Bild: Andreij Stein)

Viele bedrohte Tierarten sind im Wiesbrunnen wieder häufiger geworden oder sogar zurückgekehrt, wie zum Beispiel die Bekassine und die Zwergschnepfe, die dort regelmäßig überwintern. Die Rohrammer, der Feldschwirl, der Sumpfrohrsänger und der Zwergtaucher brüten hier des Öfteren. Der Laubfrosch und der Kammmolch sind hier dauerhaft zu beobachten. Man findet außerdem einige seltene Libellenarten. Typische Feuchtbiotop-Gewächse wie Seggen, Sumpfdotterblumen und Weiden bilden die malerische Kulisse. Leider sind das Braunkehlchen, der Kiebitz und die Wechselkröte, die bis 1995 noch häufig im Wiesbrunnen waren, bisher nicht ins Ammertal zurückgekehrt. Für diese Arten ist unser Projektgebiet immer noch zu klein. Dennoch ist das Projekt „Wiesbrunnen“ ein voller Erfolg. Der NABU Tübingen hält stets Ausschau nach Möglichkeiten der Gebietserweiterung durch beispielsweise Pacht oder einfache Absprache mit EigentümerInnen. Das Biotop „Wiesbrunnen“ wuchs so von 1,5 Hektar (in 2000) auf über 4,5 Hektar (in 2020) an.


Ohne Landwirtschaftliche Nutzung geht es nicht

Die Seggenriede und Nasswiesen im Ammertal sind durch jahrhundertelange landwirtschaftliche Nutzung (Streunutzung, Heunutzung, Beweidung) entstanden und können nur durch Nutzung erhalten werden. Eine regelmäßige Mahd mit Abräumen der nassen Flächen am Wiesbrunnen wäre teuer und aufwändig. Deswegen haben wir uns entschieden, die ganze Projektfläche extensiv mit Schottischen Hochlandrindern beweiden zu lassen. Seit 2015 halten deren Mäuler die Vegetation im Sommerhalbjahr kurz und lückig. Dadurch werden auch mehr unterschiedliche Strukturen gebildet, als nur durch abmähen, so dass seltene Watvögel ideale Bedingungen und durch den Dung der Rinder auch ein größeres Nahrungsangebot an Insekten vorfinden. Somit konnten wir Naturschutz und Nahrungsmittelproduktion ideal vereinen. Für das Projekt hat der NABU Tübingen in 2018 einen Umweltpreis der Tübinger Stadtwerke erhalten.


Regelmäßiges Kopfweidenschneiden

Jeden Winter schneiden die aktiven Ehrenamtlichen des NABU Tübingen die Kopfweiden im Wiesbrunnen, um diese kulturhistorisch bedeutsamen Bäume und wichtigen Bruthabitate für Feldvögel zu erhalten. Hier kann jeder mitmachen!